Katrin testet noch die Dusche und sie funktioniert prima. Zum Glück geht die Gasflasche erst nach dem Duschen zur Neige. Das Umschalten auf zweite Flasche ist in ein Paar Minuten erledigt und das Frühstück kann vorbereitet werden.
Wir haben in einer Woche 11 kg Gas verbraucht. Das ist eigentlich mehr als wir gedacht haben. Ich kann mir es nur damit erklären, dass wir eine vollautomatische Therme haben, die das Warmwasser immer zubereitet. Es ist ein Hauch Komfort im Wagen – das kostet aber Energie. Was noch zu erwähnen wäre, ist die vollautomatische Umschaltung des Kühlschranks an die jeweils verfügbare Energiequelle – externer Strom, die Boardbatterie oder Gas. Die Boardbatterie wird während der Fahrt oder aus dem externen Strom nachgeladen. Ich finde die gesamte Ausstattung des Wohnmobils praktisch und sehr ausgewogen. Die Gasheizung funktioniert einwandfrei und ist nur mit einem Knopf elektrisch über ein Display zu bedienen. Die Anzeige von der Frischwassefüllung, dem Grauwasser und der beiden Batterien (Motor und Board) werden übersichtlich mit LEDs angezeigt. Das Navi mit dem Radio ist sehr gut und hat uns immer zum Ziel gebracht. Es kann sogar mit Internet gekoppelt werden, aber dieses Feature haben wir nicht genutzt. Was uns alle erfreut hat, waren die Steckdosen in ausreichenden Menge. Ich fand auch den fünften Sitzplatz sinnvoll und praktisch. So hatten alle die Möglichkeit immer einen Platz zu wechseln.
Es bleibt uns noch der obligatorische Einkauf im Lebensmittelladen (auch am Sonntag geöffnet) und dann geht es endgültig zurück nach Hause. Wir machen noch einen kleinen Rast an einem Autobahnparkplatz und möchten kurz noch etwas essen und trinken. Die Suche gestaltet sich nicht einfach – alle Plätze sind mit LKWs belegt. Am zweiten Parkplatz finden wir leicht verzweifelt eine Lücke für unsere 7 m.
Während ich diese Zeilen auf der Rückbank schreibe, sind wir schon in D und Katrin steuert das Fahrzeug unbeirrt nach Worms.
Es ist kalt in der Nacht auf dem neuen Stellplatz – draußen minus Grade. Wir schlafen trotzdem ohne Heizung – wie jede Nacht. Erst um 7 oder 8 Uhr macht Katrin die Heizung an (aus ihrem Bett ist die Bedienung gut erreichbar), damit wir in der Wärme aufstehen können.
Heute ist unser Ruhetag. Es ist ein besonders langes Frühstück angesagt – wir genießen es. Danach streamen wir ein Paar Sendungen auf HopeTV und spielen ein Gesellschaftsspiel. Nach dem traditionellen Mittagessen – Nudeln und Tomatensoße (diesmal mit vegetarischer Bolognese) – laufen wir eine große Runde in dem Roompot Park. Der Park ist sehr weitläufig und wir brauchen knapp 2 Stunden um zurückzukommen. Kinder sind in der Wärme im Wohnwagen geblieben. Wenn wir zurück sind genießen wir den Tee/Kaffee und die Kekse. Dabei reden wir über Gott und die Welt. Es gibt viele Themen zu besprechen: der Krieg, die Gesundheit, die Rückkehr, wie wird sich es anfühlen, wenn wir zu Hause sind, wie lange dauert es, bis unser Haus warm wird. Bei stimmungsvoller Musik entwickelt sich ein schönes Gespräch. Bald ist es die Abendessenszeit und wir entscheiden uns im Kiosk zu bestellen: Pommes und Pizza. Danach noch ein Spiel spielen und der Abend ist vorbei. Wir sind bereit für die letzte Nacht.
Die Nacht war leicht feucht – zumindest draußen. Es gab Regen und noch etwas festes hat aufs Dach eingeschlagen – wohl Graupel. Dafür präsentiert sich der Morgen in bester Laune – blauer Himmel und kalt. Was kann man sich mehr im Februar wünschen?
Man kann sich eine gute Fahrt nach Arcen (Klein Vink – Roompot Park) wünschen. Das hätte ich mir auch gewünscht. Aber unterwegs waren zwei Staus aufgrund von vereister Fahrbahn – im Winter ist es in anderen Ländern nichts ungewöhnliches, aber bei 6 Grad ist es eine Ausnahme. Ich habe so etwas noch nicht erlebt – die Straße war spiegelglatt und alle fuhren entsprechend langsam. Richtig langsam. Aber ohne Stop and Go, weil keiner könnte wieder anfahren – so glatt war die Straße. Beide Staus hatten die selbe Ursachen.
Eigentlich war online in dem RoomPot-Park kein Stellplatz zu buchen, aber nach einem Anruf stelle ich fest, dass sie noch viele Plätze frei haben. Und wir bekommen tatsächlich einen königlich-großen Stellplatz. Leider ist das Sanitärhäuschen in der Nähe geschlossen und wir müssen 100m laufen.
Es kommt noch besser. In dem Campingplatz ist auch ein Thermalbad. Kim freut sich hin zu gehen. Nur keine von den Mädels hat sich ein Badeanzug eingepackt. Das ist wohl kein Problem , weil in dem Thermalbad ein großer Shop mit Badeteilen ist. Ich habe mir es schon vor dem Pizzaessen angeschaut. Wir kommen zum Shop um 17:20 und keiner kann es glauben – der Shop ist geschlossen – ein Metallgitter ist runter. Wir können nicht baden – an der Rezeption wird den Mädels mitgeteilt, dass es keine Möglichkeit gibt, etwas zu kaufen. Das war jetzt die Gelegenheit für mich etwas zu unternehmen. Nachdem ich gefragt habe, wer das Geschäft betriebt, antwortet die Frau hinter dem Tresen, dass sie es ist. Und so kann ich sie selbst fragen, ob sie uns die Badehosen verkaufen kann. Also sie könnte, aber die gewünschte Größe 34 hat sie nicht – wie die Mädels gefragt haben. Ich meinte, dass ich am Nachmittag passende Bademode gesehen habe. Darauf hin nimmt sie den Schlüssel, öffnet das Gitter und wir können einkaufen. Naja – die Größe 34 ist nicht da, dafür passt die 36 wie gegossen. Anprobiert und Kim ist happy. Wir können baden gehen. Katrin braucht nicht zu probieren – ihre Größe kennt sie. Und tatsächlich passen die neuen Klamotten perfekt.
Das Thermalbad ist empfehlenswert. Nicht nur für das preiswerte Angebot inkl. Sauna, sondern auch für das richtig angenehm warmes Wasser aus der 880 m Tiefe. Mir hat am meisten den Becken mit dem Strudelkanal gefallen. Einfach schweben im Wasser. Empfehlenswert ist auch das kleine Restaurant mit dem Kaminfeuer. Dort saßen wir auch beim Trinken.
Nach dem Bad sind wir müde. Ich schreibe noch den Blog und dann ist das Hubbett dran 🙂
Fazit 6. Tag: Lieber freundlich anrufen, mit Leuten nochmal sprechen, als sich (online) abwimmeln lassen.
Das gestaltet sich aber schwieriger als gedacht. Nachdem wir gemütlich gefrühstückt haben nehmen wir Fahrräder und fahren los. Prompt verfahren wir uns und die kleine Tochter bekommt noch zusätzlich zu dem eiskalten Wind ungewöhnliche Kopfschmerzen. Also teilen wir uns – ich bleibe mit ihr auf dem Campingplatz und der “Rest” fährt weiter Richtung City. Als wir zum Wohnmobil kommen, fängt an richtig zu regnen. Was machen wohl die Mädels auf den Fahrrädern?
Wir haben entschieden, dass wenn der Regen aufhört, fahren wir mit der Straßenbahn in die City. Inzwischen ist spielen, erzählen und essen angesagt. Leider warten wir lange auf die Regenpause – um 15:15 ist es so weit. Wir bekommen die Koordinaten einer Bubble Tea Ausgabe und dort treffen wir uns. Jetzt sehen wir den vollen Ausmaß des Kampfes gegen den Regen. Katrin hat neue Schuhe und Socken gekauft – ihre alten waren total naß. Die Jacke von Lea war durchgenässt und jetzt schon getrocknet. Nur die Kapuze vom Pulli ist noch triefend naß.
Wir besuchen ein paar “Sehenswürdigkeiten” (Zara und Albert Heijn) und kaufen ein.
Vor dem Regierungspalast steht eine Demo mit ukrainischen Flaggen gegen den Krieg. Ich empfinde es so surreal, wenn ich mir vorstelle, dass ihre Verwandten und Freunde im Kriegsgebiet sind. Hier herrscht Frieden, die Geschäfte sind voll, der Transport läuft problemlos und es gibt genug zum Essen und zum Kaufen. Was für ein sinnloser Krieg.
Wir trennen uns und ein Teil fährt Fahrrad zurück und wir wieder mit den Öfis heim. Natürlich nehmen ich alle Taschen mit Einkäufen an mich, damit das Radeln einfacher wird. Das hilft natürlich nicht viel, weil … gerade zu dem Zeitpunkt fängt an richtig zu schütteln. Als die Mädels heim ankommen, sind sie wieder komplett naß.
Fazit 5. Tag: Amsterdam wir kommen wieder und bei besserem Wetter.
Die Nacht war geräuschlos. Der Morgen ist wolkenlos.
Der angenehmste Wecker bis jetzt war der Specht, der gemütlich auf einem Baum gefrühstückt hat. Anscheinend hat es ihm geschmeckt, weil sein rhythmisches Tok-tuk-tok-tuk lange zu hören war. Später habe ich ihn auch entdeckt – prächtiger Kerl.
Schnell packen und schnell auf den Strand in Scheveningen fahren und dort frühstücken. Das ist der kurzfristige Plan für heute. Wir bekommen dort einen herrlichen Blick auf das blau Meer. Ich muss sagen, dass dieser Ausblick aus dem Fenster unbezahlbar ist. Naja – was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten: der Parkplatz kostet 4 € pro Stunde – wir bleiben 4,5 Stunden stehen. Also war der Ausblick zähnenknirschend doch bezahlbar 🙂
Der Strand von Scheweningen ist für sein Pier mit einem Riesenrad bekannt. Der Weg vom Parkplatz dahin hat uns der Rückenwind angenehm gemacht. Ich frage mich nur, wie bei diesem Wetter die Wassersportler nicht frieren. Aber sie ziehen sich gemütlich am Strand um, laufen Oberkörper frei als nichts gewesen wäre. Für sie ist es so – für mich wären es danach 14 Tage Betruhe.
Der Pier ist auf zwei Etagen begehbar. Wir wählen die untere, geschlossene. Dort sind Geschäfte, Restaurants und Cafes angesiedelt. Ungewöhnlich und gleichzeitig schön. Das Riesenrad ist tatsächlich im Betrieb und hat guten Zulauf. Auch bei diesem Wind.
Wir essen gemütlich Pfannkuchen oder Pofferties und maschieren zurück.
Unterwegs zurück auf der Promenade, wo auch ein großes Legogeschäft war (auch Erwachsene haben ihre Freude gehabt), hält uns ein junges Mädchen mit Walkie-Talkie an und spricht etwas, was ich nicht verstanden hatte. Es kam raus, dass wir gerade zu einem Filmset kamen. Und tatsächlich: ein Karussell, eine Tänzergruppe mit einer perfekt einstudierte Choreografie und ausgefallener Kostümierung und eine fetzige Musik. Nur der Karussell dreht sich ohne Kinder – wie schade. Nach 2 Minuten ist alles vorbei und wir können weitergehen. Den Filmtitel werden wir wohl nie erfahren.
Wir fahren weiter nach Amsterdam. Die jüngere Tochter hat sich gewünscht, dass sie den Anne Frank Haus besucht. Vor 2 Tagen waren noch Tickets frei. Wir haben nichts gebucht, weil wir nicht wussten, wann wir ankommen. Unterwegs stellen wir fest, dass es diese Woche keine Tickets mehr gibt. Das tut mir Leid – wir müssen wohl nochmal kommen.
Dafür ist der Campingplatz schön – ganz nah zum Zentrum – 20 Minuten mit der Straßenbahn oder 5 km mit dem Fahrrad. Wir freuen uns auf Morgen und spielen, bevor wir schlafen gehen, noch die Phase 10. Danach sind wir hundemüde.
Fazit Tag 4: Es gibt eine Marktlücke – ein Wecker mit Spechtgeräuschen.
Habe ich erwähnt, dass die Erwachsenen im 120 cm breitem Hubbett schlafen? Es ist erstaunlicherweise sehr angenehm. Zur Decke ist zwar nicht viel Platz , aber ausrechend für die Sudoku zu lösen, Blog zu schreiben oder ein Buch zu lesen. Mehr haben wir nicht ausprobiert. Die Betten-Beleuchtung ist clever mit Touch Technologie gelöst.
Frühstücken, packen und los fahren. Bis auf das Fahrradpacken ist alles easy. Nur die Gasflasche eindrehen und das 20 m lange Stromkabel einrollen. Die Fahrräder auf den Ständer stellen geht auch gut. Aber die Fahrräder in die Garage zu buxieren ist eine längere Angelegenheit. Schon deswegen, weil die Garage nicht optimale Höhe für unsere Räder hat. Die Räder müssen quer „reingestopft“ werden und innen wieder aufgestellt und angeschnallt werden. Und wenn es draußen regnet und der Wind dir die Garagentür ständig um deinen Hinterteil pfeffert, dann ergibt sich daraus eine leichte Gemütsreizung.
Als letztes vor dem verlassen des Stellplatzes wird das graue Wasser in ein dafür vorgesehener Kanal abgelassen. Der Kanal steht oft in der Mitte einer Einbuchtung – man fährt mit dem Wagen darauf und öffnet das Abflussventil. Wasser marsch – fertig.
Heute geht es nach Den Haag. Historische Stadt ist es und die Stellplätze sind 8 km außerhalb. Das Fahrrad und der Nieselregen vertragen sich bekanntlich nicht gut. Zu Hause würde ich nicht aus dem Haus gehen. Hier ist es anders: es fahren alle – wir auch. Auf in die Stadt. Nur 8 km (!). Es dauert eine Ewigkeit. Dafür werden wir mit einem uralten Städchenbild belohnt, dass man nur im Bilderbuch sieht. Enge Gassen , Fachwerkhäuser mit weißen Hölzern, uhrige Shops, Cafés, Restaurants. Wir können nicht wiederstehen und trocknen unsere Klamotten in einem rosa-lila-pastellfarbenem Café. Dann schnell noch unser Lieblingsbekleidungsgeschäft ansteuern. Und schnell mit der Tüte raus – hier schließen die normale Geschäfte um 18 Uhr.
Ich kann nur bezeugen, dass das Einkaufen ohne Maske das Geschäft richtig belebt.
Auf dem Rückweg ist es trocken. Dafür macht meine kleine Tochter schlapp und den halben Weg darf ich sie anschieben. Eigentlich hat sie sich super gut angestrengt und nach so vielen Tagen gesundheitlich bedingtem “nichts Tun”war es eine tolle Leistung. Ich komme total verschwitzt zum Campingplatz. Alles ist gut.
Abends streamen wir noch den Bergdoktor als Vorschau für den Donnerstag. Es war eine traurige Geschichte und wir können bis Mitternacht nicht einschlafen. Bei mir hat am Ende das Sudokuheftchen geholfen.
Der Tag war vom Wetter her eher bedeckt, aber inhaltlich gelungen.
Fazit 3. Tag: Ohne Maske lässt sich besser atmen und im Geschäft entspannt einkaufen.
Blauer Himmel am Morgen – was für ein Kontrast zum gestern.
Der Wind ist mit 80 km/h noch da. Ich finde die modernen Medien super – sie zeigen verschieden Modele der Windgeschwindigkeit an (z.B. beim Kachelmann Wetter) – das ändert an der Tatsache nichts, dass der Wind einfach in einer Affengeschwindigkeit um die Ohren bläst.
Ob wir es über den Damn heute schaffen?
Wir fahren zu unserem Lieblingsplatz am Strand in Vrouwenpolder dort am Parkplatz frühstücken wir.
Am Strand ist es dann wunderschön – nur eisig, windig und das Meer tobt. Aber es sind 10 Grad.
Wir trauen uns zu der nächsten Halbinsel über den Damm zu fahren – 12 km. Die Stimmung in der Kabine ist angespannt. Es fließen Angsttränen und es wird gesungen. Aber wir fahren. Es ist nicht einfach mit den Böen zu fahren – obwohl die LKWs aus der Gegenrichtung machen mir mehr Sorgen. Sie fahren schnell und machen zusätzlich richtige Windewelle. Unten das aufgebrauste Meer zu sehen und dabei das Auto auf dem Kurs zu halten ist eine Herausforderung auch für einen erfahrenen Fahrer. Dazu kommt die Stimmung in der Kabine. Ich war froh, dass als wir die 12 km hinter uns hatten. Der zweite Damm war 6km lang und genau so unangenehm zu fahren.
Endlich am Zielort. Zuerst zum Supermarkt einkaufen. Zum Glück habe ich einen guten Navigator neben mir sitzend – wir finden einen Parkplatz für unsere 7 m.
Ich habe einen Faible für holländisches Essen und die Supermärkte. Ich nehme extra einen kleinen Einkaufswagen mit – in der Hoffnung, dass es hilft. Die Hoffnung wurde an der Kasse einkassiert. Immerhin funktioniert unsere ec – Karte kontaktlos.
Vor der Einfahrt in den abgetrennten Stellplatz müssen wir uns online anmelden und schon bekommen wir den Eingangscode zugeschickt: 8583. Der Stellplatz ist schön angelegt , modern ausgestattet und mit einem schönen Sanitärhäuschen. Es sind 3 Wohnmobile da – von 51 möglichen.
Das Wetter ist wunderschön – es regnet nicht und die Sonne scheint. Nach dem Mittagessen und einem Spiel fahren wir mit den Fahrrädern zum Strand. Das Meer ist voll mit großen Wellen und am Strand ist windig. Wir finden ein modernes Restaurant – drin ist kuschelig warm und wir entscheiden uns etwas zu trinken. Die Bude ist voll mit überwiegend Familien mit kleinen Kindern. Das Restaurant hatte auch eine Herdenimmunität gehabt. Die Masken gab’s es nicht und auch keine Zugangskontrolle. Einfach gefragt wie viel Personen wir sind und fertig. Wie in alten Zeiten. Wir haben ein Stück Normalität erlebt. Und es war für uns heilsam – wir waren danach den ganzen Abend so entspannt und glücklich , wie schon lange nicht mehr.
Den Abend lassen wir beim Laptop ausklingen – wir streamen im Voraus das Frühling aus der ZDF Mediathek und knabbern dabei lokale Süßigkeiten.
Fazit 2. Tag: Es ist ehrlich herrlich ohne Wind einzuschlafen.
Es geht nach Niederlande mit einem Wohnmobil. Es ist Februar und die Temperaturen sind frühlingshaft 5 – 10 Grad.
Am Tag der Abreise ist eigentlich alles vorbereitet und gepackt. Auch die Fahrräder auf dem Fahrradständer. Das war nicht ein einfaches Unterfangen. Die Fahrradständer laden immer dazu ein, das Fahhradtetris mehrmals zu spielen. Diese Spielsucht hatte auch unserer Fahrradständer. Wir haben mehrmals verloren. Am Ende landen 2 Fahrräder in der Fahrradgarage im Heck und 2 auf dem Ständer. In diesem Spiel gibt es kein Sieger.
Aus meiner Sicht war es wichtig ein Zeichen zu setzten um willkommen zu Hause wieder begrüßt zu werden. Ich dachte , wenn ich den Kamin ausräume und wieder mit frischem Holz bestücke – das ist das Zeichen – feuerbereiter Kamin würde mich nach dem Urlaub begrüßen. Außerdem hatte ich das Gas abgedreht und die Heizung wird über den Urlaub nicht arbeiten. Also wird das betriebsbereite Kamin ein große Rolle bei der Ankunft spielen.
Nur die Entsorgung der Asche ist komplizierter als ich dachte. Normalerweise trage ich die kalte, volle Aschenpfanne in die Küche und dort kommt sie in den Restmüll. Nur der Restmüll ist schon leer und so entscheide ich mich mit der Asche direkt zu den Mülltonnen zu gehen.
Ich stellte gleich fest, dass es eine falsche Entscheidung ist. Draußen ist windig und der Wind bläst die Asche direkt gegen mich. Ich denke: schnell zu den Tonnen, aus der gelben Tonne ein Stück Zeitung rausnehmen, die Asche rein und dann in die Resttonne. Wie kommt beim Wind die Asche in die Zeitung? Sie verteilt sich am liebsten auf dem feuchten Deckel der gelben Tonne. Dort wartet sie auf den nächsten Regenguss.
Endlich fahren wir los. Zuerst aber zum Testzentrum – ein Coronaschnelltest schadet nie, dachten wir.
Um 9 Uhr sind wir auf der Autobahn. Es ist ein cooles Gefühl so hoch zu sitzen. Das Auto schnurrt, wie ein Kätzchen – kein Wunder bei 11 Liter Dieselverbrauch. Da lässt sich das „Kätzchen“ gut gehen – natürlich mit Addblue für die Umwelt.
Es ist eine Prämiere, dass meine Frau auch das Wohnmobil fährt. Für mich auch ein abwechslungsreiches Erlebnis, wie sich es anfühlt, wenn die Breite der Baustelle ausgereizt ist. Es ist Sonntag und es fahren zum Glück kaum Lastwagen. Dafür sos die Parkplätze rappel voll und für uns kaum Platz zum Parken. Erst am Dritten sind wir leicht genervt fündig.
Die Grenzen sind offen und wir, negativ getestet, können passieren, ohne dass jemand danach fragt. Die knapp 500 km Reise geht an unserem Liebligsrestaurant zu Ende.
Dort erwartet uns eine kleine Erfrischung, Brot und Butter und eine liebe Begrüßung. Wir fühlen uns wie zu Hause – leider stellen wir fest , dass wir uns 18 Monate nicht gesehen haben. Unser Freund, der Inhaber vom Amable Restaurant, hat viel zu erzählen. Auch in Niederlande war es nicht eine leichte Zeit in der Gastronomie zu überleben. Am Freitag ist hier ein Freedom Day und es geht weiter. Privat hat sich bei ihm auch einiges verändert – unter uns – er hat einen Ring gekauft. Ich weiß, was ihr denkt – mehr darf ich nicht verraten – seine Freundin weiß vom nichts.
Gestärkt machen wir uns auf dem Weg zum ausgesuchten Stellplatz. Aber der Wind macht uns ein Strich durch die Rechnung – er ist so stark, dass wir über den Damm nicht fahren möchten und suchen spontan einen Stellplatz. Inzwischen regnet es dazu. Die Naturgewalt möchten wir nicht unterschätzen. Mit einer App ist ein Stellplatz mit Stromanschluss schnell gefunden und die erste Nacht kann beginnen. Wir bleiben im Wagen. Das Sanitärhäuschen ist 400 Schritte entfernt. Ich komme mit meiner Tochter zurück voll nass aus der Erkundungstour .
Der Stellplatz ist mit hohen Bäumen umgeben. Das Orchester aus den Bäumen und dem Wind spielen ununterbrochen die Ganze Nacht eine gruselige Musik aus dem Untergrund. Der Regen macht mit seinem Staccato auf dem Dach die rhythmische Begleitung. Es ist nichts für schwache Nerven. Wir verkürzen uns die Zeit und schauen den Frühling aus der ZDF Mediathek.
Fazit 1. Tag: auch in extremen Bedingungen fühlen wir uns in dem Wagen wohl.
Ich möchte mich bei Euch für die Treue beim Lesen und für die vielen ausgesprochenen und unausgesprochenen lieben Worte der Unterstützung und Teilnahme BEDANKEN. Es ist ermutigend und ein unglaublich schönes Gefühl zu wissen, dass ich nicht allein UNTERWEGS bin.
Heute war ich beim Chirurgen. Alles gut – die Wunde ist fast geheilt und der erst gestern entdeckte blaue Fleck über den ganzen Bereich des Oberschenkels ist das Zeichen eines Muskelfaserrisses. Fäden gezogen. Läuft.
Ja !
Beim Fliegen war genügend Zeit, um ein Resümee zu ziehen. Ich habe die Pilgerreise nicht wegen einer spirituellen Erleuchtung gemacht. Trotzdem bietet das Pilgern genügend Zeit, über wichtige und unwichtige „Sachen“ nachzudenken beziehungsweise sie zu erleben. Es sind viele Kleinigkeiten, welche sich wie eine Mosaik mit der Zeit zu einer immer größeren Selbsterkenntnis zusammenfügen. Folgendes ist mir jetzt bewusst geworden:
1. Ich werde wieder Pilgern.
2. Das Tragen aller zum Leben notwendigen Sachen auf dem Rücken macht frei und unabhängig von dem Zwang der Vergleiche.
3. Alle Leute sind sich gleich – auf dem Weg gibt es keine Vorurteile. Ich bezeichne manche Leute als alternativ, wenn ich sie sehe und mit der Erscheinung oder dem Lebensstil nicht klarkomme. Ab heute werde ich es nicht im abwertenden Sinne tun.
4. Die Zeit ist unwichtig, wenn man ein Ziel vor Augen hat. Auf dem Weg gibt es Zeitangaben in Tagesreisen. Z.B.: Er ist ein Tag zurück oder zwei Tage im Voraus. Das ist eine wahre Erleichterung in der heutigen eng getakteten Welt.
5. Das Ziel ist genauso wichtig wie der Weg dahin.
6. Es zählt, dass ich das Ziel erreiche. Es ist unwichtig, wann es geschieht.
7. Jede Begegnung, jedes Gespräch ist wichtig. Die Leute, welche ich getroffen habe, haben mich unglaublich mit ihren Ansichten und Lebensgeschichten bereichert.
8. Es ist schön, zu zweit den Weg zu gehen.
9. Jeder, dem ich unterwegs begegne, kann meine Hilfe brauchen oder ich selbst kann seine Hilfe gebrauchen.
10. Als es mir nicht gut ging, war immer Hilfe dabei. Nicht nur meine Frau, sondern auch ein fremder Mann, der plötzlich und unerwartet da war. Seit dem glaube ich, dass sich Engel auf dieser Welt befinden. Manche sind immer dabei, manche kommen unerwartet.
11. Jeder von uns kann ein Engel für den anderen sein. Wieso nicht ich?
12. Das Übernachten in einer Herberge mit mehreren fremden Leuten ist nicht schlimm und ist sogar angenehm, wenn sie sich alle mit Respekt begegnen. Ich habe mehrere Lektionen Respekt gelernt.
13. Eine Nacht für 6 € in einem Saal mit 20 Personen ist genauso erholsam wie eine für 150 € in einem Hoteldoppelzimmer. Nur die Umstände sind anders.
14. Ein Lächeln öffnet das Herz und den Mund des anderen.
15. Das Äußere eines Menschen ist nicht das, was er sein will, sondern spiegelt seinen bisherigen Lebenslauf. Viele sehnen sich nach einer Änderung.
16. Der Pilgerweg ist mit Pfeilen ausgeschildert. Wenn ich mich daran halte, komme ich ans Ziel. Die Erfahrung, der vor mir Laufenden, hat den Weg so geführt, wie er ist. Ich kann auf diese Erfahrungen bauen oder verzichten. Die Entscheidung liegt bei mir selbst.
17. Ich habe neue, persönliche Grenzen kennengelernt. Auch wenn ich wollte konnte ich verletzt nicht wandern, obwohl ich mir nichts anderes gewünscht habe. Das zu akzeptieren ist für mich eine gute Lektion für die weiteren Lebensjahre.
18. Auch wenn die Folgen eines Unglücks / Unfalls / Krankheit im ersten Moment schlimm aussehen, es gibt immer Hoffnung auf eine positive Wendung. Und Glaube an diese Wende kann Bergen versetzen oder sie zumindest gerade fürs bequeme Wandern machen.
19. Das Leben und auch das Pilgern ist nicht linear. Mathematisch gesehen ist es auch nicht mit einer eindeutigen Funktion der Zeit darstellbar.
20. Wenn ein Plan schief geht, soll ich immer über mehrere Pläne B nachdenken. Diese Auswahl an Plänen bietet eine positive Perspektive und gibt mir eine Wahlmöglichkeit. Wenn ich zwischen Alternativen wählen kann, fühle ich mich frei und nicht an mein Schicksal gebunden.
21. Pläne B bereichern manchmal mehr als der ursprüngliche Plan A. Wieso nicht gleich quer denken?
22. Es gibt mehrere Alternativen zwischen sich Totstellen oder Weglaufen bei einer Gefahr, z.B. wenn dir zwei halbmenschengroße, freilaufende Hunde im tiefen Wald begegnen. Eine gute Alternative ist gemütlich weitergehen. Und die Hunde verschwinden. Angst ist kein guter Ratgeber.
23. In einer gewohnten Umgebung fällt mir jede Änderung sehr schwer. In einem fremden Land bin ich für Experimente und das Ausprobieren einer neuen Lebensweise absolut offen.
24. Das Leben ist nicht die Summe vom dem, was ich besitze, sondern die Summe von dem, was ich erlebt habe.
25. Ich kann auch mit einer Handykamera fotografieren. Es muss nicht immer die schwere Spiegelreflexkamera sein. Mit dem Handy ist die Integration zum Bloggen einfach.
26. Es macht mir Spaß, einen Blog jeden Tag zu schreiben. Die dort beschriebenen Erinnerungen bleiben für mich, meine Familie und Freunde für lange Zeit erhalten.
27. Erinnerungen auf das Erlebte bereichern mein Leben. Nur wenn sie in einer Form „konserviert“ sind, können sie mit dazugehörigen Bildern beim Bedarf abgerufen und geteilt werden. Sonst geraten sie immer mehr in Vergessenheit.