New York – 6. Tag

27.04.2025
Es gibt Fehler, welche ich nicht zweimal machen werde. Z.B. Frühstücken vor einer Wood Tour. Diese haben wir für heute gebucht und sind pünktlich am Treffpunkt. Dort werden wir zwar nicht erwarte, aber dafür zu dem richtigen Treffpunkt geschickt. Der ursprüngliche TourGuide ist erkrankt und so haben wir einen „Ersatz“ bekommen. Ein netter Typ, der es richtig gut mach. Sein Markenzeichen: eine Beatbox in der Tasche und die Jazz Musik statt einem Schirm mit der Flagge „Folge mir“. Wir sind eine kleine Gruppe von 5 Personen und es sollte in den 7 Restaurants und einem Süßigkeitsladen schneller gehen – denke ich. In Also haben wir knapp 20 Minuten in jedem Laden plus den Weg dazwischen. Sportlich. Die Führung ist prima und langsam beginnen uns zu rollen. In dem letzte Laden nehmen wir das Essen nur als togo und genießen dann ein prima Abendessen. Dazwischen geht es um jüdische, spanische, chinesische Küche und um den Schicksal der damaligen Auswanderer, die die Lokale gegründet haben – wie sie gewohnt haben und unter welchen Bedingungen sie ihr Leben und Träume in der neunen Welt verwirklicht haben. Es geht aber auch um gegenwärtige Gastronomie, wie veganes Essen, eingelegte Obst und Gemüse (Pickles) oder Sandwiches.


Die Empfehlung der Tour-Mitläufer (waren als Las Vegas) ist, dass wir den Vergnügungspark in Coney Island – im Süden besuchen. Dort ist plötzlich das Meer mit einem weißen Strand und angrenzt eine amerikanische Vergnügungssubkultur. Fast alle Attraktionen und Buden sind offen und es sieht so aus, als wir auf einem Filmset sind und gerade hier ein Drehtag eines eher schlechten Filmes läuft. Ob der TÜV die Fahrgeschäfte geprüft hat? Wir haben kein Vertrauen zum Etwas gewonnen und so schauen wir uns alles an, laufen auf der Promenade am Meer (mit einem großem Aquarium-Komplex) und kehren schließlich ins Hotel zurück.

New York – 5. Tag

26.04.2025
Das Schlafen im neuen Zimmer ist herrlich ruhig. Wir genießen diese Ruhe, weil unser nächster Programmpunkt ist der Kirchen Besuch in Haarlem um 11 Uhr. Wir wollten zuerst in nur ein 500 m vom Hotel entfernte Kirche gehen, aber kurzfristig entscheiden wir uns für eine „schwarze“ Gemeinde. Dort versprechen wir uns viel mehr Lebendigkeit und Musik. Die Erwartung wurde nicht enttäuscht. Wir gehen nur zur Predigt und bleiben 3 Stunden vom Programm gefesselt. Das Thema des Tages ist Ausbildung und so haben Kinder und Jugendliche die Bühne frei. Es ist unglaublich (der Unglaube sollte in der Kirche nicht sein), welche Leistungen die Kids bringen : beim Lesen , auswendig Lernen oder Musizieren. Hier merke ich , wie die Eltern ihren Kindern durch Leistung bessere Zukunft ermöglichen möchten. Alles ist möglich. 

Wir bleiben nicht zum gemeinsamen Essen , zu dem wir alle eingeladen wurden, sonder möchten eine Kleinigkeit im Hotel essen. Noch bevor ich die Kirche verlasse, werde ich von dem hervorragenden Klavierspieler angesprochen – von Terence Dove – Visitenkarte ausgetauscht – wie belieben im Kontakt. 

Nach dem Essen im Hotel, laufen wir durch die High Line spazieren. Es ist eine stillgelegte Hochbahnstrecke –  begrünt und renaturiert. Ein wunderschönes Spaziergang mit vielen Sitzmöglichkeiten, die wir fleißig nutzen. Das Wetter ist mild warm. Unterwegs sehen wir im Hudson River eine kleine Insel als Hochgarten angelegt. Diese müssen wir spontan besuche – denken wir und nehmen uns es vor. Bis wir dazu kommen laufen wir noch an einem schönem Strand entlang. Die Insel heißt Little Island und ist sehenswert, weil schön an mehreren Ebenen angelegt, mit professioneller Künstlerbühne und mit einer unverbauten Aussicht aufs Wasser. Leider fängt als wir zu der Aussicht kommen, gerade regnen. Nicht, dass mich Katrin kurz vorher gefragt hat: „Und was machen wir, wenn es anfängt zu regnen?“ Und es regnet wie bei einem Wolkenbruch – alle laufen zu einer Brücke am Eingang – dort ist von oben trocken – theoretisch  – weil als Leute schon pitschnass sind. Nach 20 Minuten ist das Schlimmste vorbei und wir laufen zügig zur Subway und fahren zum Hotel: duschen und trockene Klamotten anziehen. Wir bekommen Hunger und laufen ums Hotel rum und finden ein China Restaurant – ein leichtes Essen. Ja – das essen ist leicht, aber die Menge macht es uns nicht leicht. Die Hälfte nehmen wir nach Hause mit. Im Kühlschrank bewahren wir es bis Morgen. 

Ich schaue noch Eishockey im TV – Playoffs Stanley Cup – und schreibe den gestrigen Blog. Es war eine schöner Tag.

Noch eine Kleinigkeit ist zu berichten: die Fußgänger Ampel in NY. Es gibt rote Hand (Don’t Walk – früher als Schriftzug verwenden) und ein weiße Gestalt (Walk). Warum weiß – weiß keiner. In meinen Augen ist diese weiße Gestalt ein alter, gebückte Mann – was noch fehlt ist ein Stock. Natürlich haben auf ältere Leute im Fußgänger-Bereich ihre Berechtigung – das ist mir wichtig zu sagen – schließlich gehöre ich auch zu der Personengruppe. Aber als Symbol für die Ampel? Wir sagen unter uns nur Rot und Bückling 🙂

Übrigens hat NY offiziell/gesetzlich erlaubt über die rote Ampel zu laufen, wenn man keinen gefährdet und – es wird nicht geahndet. Die Begründung ist typisch amerikanisch  – kollektives Mißachten des Gesetzes. Hier ein Zitat aus NTV: Das Ganze hat aber einen ernsten Hintergrund und soll Rassismus entgegenwirken. Mehr als 90 Prozent des im vergangenen Jahr (2023) erteilten Bußgeldes für das unerlaubte Überqueren von Straßen sei an Schwarze und Latinos gegangen, sagte die demokratische Stadträtin Mercedes Narcisse, die das Gesetz eingebracht hatte. “Seien wir ehrlich, jeder New Yorker geht bei Rot über die Straße. Die Menschen versuchen einfach, dorthin zu gelangen, wo sie hinmüssen”, erklärte sie. Gesetze, die alltägliches Verhalten bestrafen, sollten ihr zufolge nicht existieren – besonders dann nicht, wenn sie sich ungerecht auf Schwarze auswirkten. Durch das Gesetz habe die Polizei auch mehr Zeit, sich auf andere Dinge zu fokussieren.“   

New York – 4. Tag

25.04.2025
Das Hotelfrühstück ist OK. Amerikanisch. Die Teller, Becher und Schüssel aus beschichteter Pappe und Plastik Gabel, Messer, Löffel dazu. Für mich gibt es ein frischer, guter Obstsalat und Haferbrei mit geraspelten Mandeln und Rosinen – dazu auch Mandelmilch und Kamillentee. Mehr brauche ich nicht. Es gibt noch viel mehr – und dazu 1.200 Hotelgäste, die in 3 Stunden abgefertigt werden müssen. Ein netter Wintergarten lädt uns zum Frühstücken ein. Weit weg von den Gerüchen der verbrannten Toasts und Bagels aus den zu hoch aufgedrehten Toaster. Aber – in dem anderen Hotel hatte wir kein Frühstück und das hier ist eine Verbesserung.

An der Rezeption möchte wir wissen, wie sind die Modalitäten mit dem Zimmerwechsel. „Gleich Koffer packen, in der Aufbewahrung abstellen und ab 15 Uhr können wir unser neues Zimmer beziehen.“ Als ich die Hälfte des Zimmertagespreises als Nachlass für nicht erbrachte Leistung verlange, wird der Hotelmanager gerufen und für ihn ist es kein Problem, dass wir im alten Zimmer so lange bleiben, bis wir wieder aus der Stadt kommen. Wir haben heute nämlich einen tollen Ausflug geplant. Mit der Fähre zum der Freiheitsstatur und zum Ellis Island, danach möchten wir zu MoMa – Museum of Modern Art.

Wir fahren ganz nach Süden zur Fähre. 9.30 ist eine christliche Zeit und trotzdem sind kaum Leute da. Wir entdecken einen schönen Pavillon „EisGlas“ (Glasvögelkarussel mit Musik und Lichteffekten), den ich später besuchen möchte und dann bleiben wir kurz bei einer Adlerstatue stehen, wo an die Toten New Yorker aus dem 2 Weltkrieg. Nach einer flughafenähnlichen Sicherheitskontrolle sind wir waffenfrei bereit für die Fahrt mit der Fähre. Der Blicke nach NY und auf die Liberty Statue vom Wasser aus sind faszinierend. Für die Kamera leider nicht einfach darstellbar. Was die Größedarstellung betrifft ist das menschliche Auge der Kamera überlegen. Trotzdem fotografieren alle auf dem Schiff. Wir leihen uns auf der Liberty Insel einen Audioguide und lassen uns berieseln bevor wir die Statue besuchen. Dort wird wieder ein Flughafencheck gemacht – sicher ist sicher – bis es 154 Stufen zu der ersten Aussichtsplattform hochgeht. Schöne, überfüllte Aussicht. In die Krone hoch hinaus haben wir keine Tickets mehr bekommen – einen Monat im Voraus ausverkauft. Ich habe nur einen Blick auf die Wendeltreppe erhascht.

Im Museum erfahren wir, dass das Innere an den Eiffelturm erinnert – aus einfachem Grund: weil das Innere auch Hr. Eiffel entworfen hat. Die Freiheitsstatue ist ein französisches Geschenk an die USA zu der 100 jährigen Feier der Unabhängigkeitserklärung. In Frankreich aus norwegischem Kupfer mit speziellen Holztechnik auf 2,4 mm Dicke geschmiedet und mit einem Frachtschiff in 340 Teile zerlegt nach Amerika transportiert. 

Der Projektleiter Hr. Bartholdi begann schon 16 Jahre vor der Einweihung im Jahre 1870 mit den Vorarbeiten. Die Modelle und die Ausführungen wurden in den Jahren dazwischen mehrmals geändert. Am Ende waren alle technische und finanzielle Probleme gelöst und die Einweihung wurde pünktlich im Oktober 1886 abgehalten. Ab 1983 ist die Statue ein Unesco Weltkulturerbe. Berechtigt.

Es geht nach Ellis Insel, wo die amerikanische Einwanderungsbehörde bis 1953 ihren Sitz hatte. Durch diese kleine Insel sind alle Einwanderer gegangen – zuerst zur Registrierung und dann zum Gesundheitscheck. Wir können das Schicksal eines italienischen Pärchens verfolgen und die Kopie der Einwanderungseintrags betrachten. Es war schon damals mit den Zuwanderern nicht einfach.

Nach Ellis Island kommen wir erst weit nach 15 Uhr zum Hotel. Der Ausflug war länger als geplant. Bis wir das Zimmer wechseln (warum haben wir wieder ein Zimmer direkt neben dem Aufzug bekommen? Der Manage an der Rezeption ändert das Zimmer noch einmal), uns etwas Warmes zum Essen holen und in dem Bryant Park verputzen (dort ist ein Markt – Hilfe!), ist kurz vor 17 Uhr bis wir zu MoMa ankommen. Zum Glück ist heute Freitag und das Museum hat ausnahmsweise bis 20:30 offen. Am Freitag dürfen die New Yorker ab 17 Uhr kostenfrei das Museum besuchen – deswegen die Lange Öffnungszeit. Katrin hat sich lieber für einen Starbucks Kaffee entschieden und für die Wartezeit im Publikum Space vor dem Museum, anstatt mit mir den Durchgang zu absolvieren. Eine Win-Win Situation – ich komme schneller durch und sie kann den Kaffee genießen. In nur 90 Minuten bin ich zurück. 

Auf dem Rückweg schauen wir noch in der Bibliothek vorbei, wie weit das Puzzlebild fertig ist. Es ist ein bisschen weiter … aber noch lange nicht fertig.

Der Tag ist zu Ende und wir hundemüde.

New York – 3. Tag

24.04.2025
Unsere Freunde fliegen heute nach Deutschland. Wir werden das Hotel wechseln – günstiger und dazu mit Frühstück. Wir packen, stellen die Koffer in den Abstellraum und gehen in unser Tante-Ema-Laden frühstücken. Zum Abschied sind wir mit den Freunden zum Mittagessen verabredet. Also haben wir bis 13 Uhr Zeit. Wir gehen zum Rockefeller Centrum. Unterwegs „müssen wir“ und so landen wir in der NY-Bibliothek. Katrin sollte auf mich in der Eingangshalle warten und ich finde sie gebückt über ein 2.000-Puzzel-Brooklyn-Bridge. Wir können es nicht loslassen und verbringen eine Stunde mit puzzeln. Puzzeln in NY ist der neuste Trend 🙂
Wir finden in der nähe einen wunderschönen Garten – Bryant Park, wieder als Public Space angelegt. In der Nähe ist ein Lebensmittelgeschäft und wir machen eine kleine, sonninge Essenspause im Park und finden es toll. Schon jetzt vermissen wir solche Plätze in Deutschland.

Endlich Rockefeller Centrum – ein imposanter Bau aus 1939 – die Vision des Ölmiliardärs. Ein Monument der damaligen Technik und Kunst – vom gleichen Rang wie Niagara Fälle oder Grand Canyon.  Bis heute wird es „Rock Center“ oder nur „Rock“ genannt. Das Gute dabei – für den Besuch der Aussichtsplattform gibt es keine Schlagen. Wir haben es nicht vor hochzufahren – wir schauen uns den EG und eine Etage tiefer, wo es nur Essensgelegenheiten gibt. Die Leute aus den 7 Gebäuden, die zu dem Komplex gehören, müssen versorgt werden.

Nach dem Mittagessen mit unseren Freunden und Verabschiedung, buchen wir uns in dem neun Hotel ein. Wir bekommen ein Zimmer in der 23. OG: schöne Aussicht. Das Hotel hat 28 Etagen. Dann geht es gleich los zum Times Square, dort kaufen wir im Gap-Laden Mitbringsel für unsere Kinder. Ich möchte an der Kasse ein Pulli bezahlen und Katrin meint, dass sie noch einen zweiten Pulli für die zweite Tochter holt. Die Frau an der Kasse erklärt mir von sich allein, dass sie heute keine Rabattaktion für zwei Teile haben. Ich finde es schade. Inzwischen muss sie aber noch eine dringende Reklamation erledigen und ich warte brav, bis sie fertig ist. Katrin bringt den zweiten Pulli und es geht ans Bezahlen. Ich wundere mich, dass der Betrag so niedrig ist – und sie meint: “ich habe euch Rabatt gegeben.” Was? Vorher noch verneint und jetzt doch? Ich bedenke mich herzlich für die
20 % auf den Einkauf. Wie verrückt ist es? Ich habe wieder keine Erklärung dafür. Wir freuen uns riesig über die nette Geste.

Die Durst zwingt uns um die Ecker etwas zu trinken und wieder pünktlich im Hotel zu sein. Wir gehen doch heute in das Broadway Musical. Um 19 Uhr fängt es an. In der Handlung im Musical geht um 6 Frauen von Heinrich VIII, die über ihr Leben/Schicksal erzählen, tanzen und singen. Das Publikum wird aufgefordert zu beurteilen, wer am meisten gelitten hat. Das Performance der Frauen, die in modern-historischen, sehr kurzen Kostümen angezogen sind, ist hervorragend. Auf der Bühne begleitet sie eine Live-Frauen-Band. An der Technik steht auch eine Frau. Ich denke, dass ist eine Absicht. Das Bühnenbild ist ausgefallen und angepasst an die heutige Zeit – zB bei der königliche Auswahl einer Frau, bei einem Fest, wird es auf der Bühne mit einem tinderähnlichem System gemacht. Ich finde auch die Beleuchtung sehr sympathisch, erfrischend und einfallsreich – das Bühnengeschehen ist eine Augenweide. Und es lag nicht unbedingt an den Frauen. Das einzige, was Katrin ein bißchen stört, ist die Lautstärke der Musik – für mich ist sie gerade Richtig, aber schon im oberem Bereich des Hörbaren. 

Wir laufen danach durch Broadway und schauen uns um, beobachten Leute, die Menge der gut gefüllten Restaurants und lassen uns durch die bunten Farben der Stadt noch an das Musical erinnern.

Vor dem Schlafengehen im Hotel hören wir ganze Zeit fremde Geräusche aus dem Flur, als ob dort jemand arbeiten würde. Nach einige Zeit gehe ich raus und möchte sehen, wer uns stört. Die Aufzüge machen die Geräusche. An der Rezeption mache ich aus, dass wir Morgen umziehen – weit weg von den Aufzügen. Heute ist es nicht mehr möglich, weil ausgebucht. Dafür bekommen wir Ohrenstöpsel. Mal hören, wie die Nacht wird.

New York – 2. Tag

23.04.2025
Heute ist der Waschtag. Auch in NY muss gewaschen werden. Sonst haben wir nicht so ambitionierte Pläne, wie gestern: Wall Street, Ground Zero und Brooklyn und vielleicht noch China Town.

Die Waschmaschine wird gefüllt und wir gehen zum Supermarkt Murray Hill. Der Supermarkt ist etwas zwischen Tante-Oma-Laden, Buffet, Bistro, Café und Blumenladen. So eine Kreuzung kommt echt selten vor. Wir kaufen ein gesundes Frühstück 🙂 und gehen zum Public Place essen. Die Waschmaschine braucht uns nicht. Nach dem Frühstück lassen wir noch schnell den Trockner laufen und die erste Aufgabe des Tages ist erledigt. Wir haben aber festgestellt, dass die Wäsche sauber ist, aber Flecken sind nicht weg. Wohl zu wenig Waschmittel – grrr.

Auf zu den Hotspots – so motiviert, wie gestern, sind wir nicht. Die gestrigen 20 km sitzen in den Knochen. Und so lassen wir es langsam angehen. Schon am Vormittag spielen Musiker im Metro oder auf den Verbindungswegen – ich habe eine Schwäche für Straßenmusiker und sie bekommen immer Geld von mir. Jeden Tag sind es zwischen 5 bis 10 $. Die Wall Street ist schon lange nicht das, was sie war – der Sitzt von der US Stock Exchange. Der Handel läuft heute überwiegend computergestützt und die Händler sitzen nach dem 11.September 2001 verstreut in den Außenbezirken. Was noch übriggeblieben ist, wird von den Touristen belagert. Wir gehen aber zuerst in die Trinity Kirche. Sie steht gleich gegenüber der Börse und hat unglaublich schöne und technisch ausgereifte Orgel. Ich darf kurz dem Organist lauschen, als er den Musikstudenten die Spielweise erklärt. Die Pfeifenbänke sind vorne am Altar und hinten auf dem Empore angeordnet und können einzel angesteuert werden. Der Sound ist weich und homogen, weil die Schallwellen von beiden Seiten auf einmal kommen. Eine Vollendung der Orgelbaukunst.

In einem Laden sehen wir zum ersten Mal Regenbogen-Bagels. Die Bagels sind eine beliebte amerikanische Frühstücksleckerei. Und wenn sie gut belegt sind, reichen tatsächlich 1 bis 2 Stück zum Sattwerden.

Zum Ground Zero ist es nur ein Katzensprung. Erst wenn man da steht, begreift man die Dimensionen und der Ausmaß der Katastrophe, die damals passierte. Auch wenn sich das neue “One Word Trade Center” mit 541 m (1776 Fuß, wie das Jahr der Unabhängigkeitserklärung der USA) stolz das höchste Gebäude in Nord Amerika nennen darf und die Architektur sehr überzeugende Ausstrahlung übermittelt, bleibt beim Anblick des ganzen Areals ein apokalyptisches Gefühl in mir. Dazu tragen auch die großen dunklen Löcher mit fallendem Wasser an den Wänden – die Überreste der Twin Towers. An den Rändern der Löcher sind die Namen der Toden eingraviert. Wie schrecklich die Namen mit der Hand zu streichen. Gegen einer Spende bekommt man einen Gummiarmband “never forget”. Wir spenden und tragen die Bänder und sind erschüttert. Nebendran wurde ein schickes Westfield Einkaufszentrum gebaut. Schöner als in London oder Prag. Dort kauft Katrin ein Eiskaffee mit Lavendel und ist wieder fit für die nächste Etappe. Brooklyn – wir kommen.

Der Ausstieg aus dem Metro und man befindet sich in einer neuen Welt. Nicht umsonst kommt der Name aus dem Holländischen “Breukelen” – eine Stadt in Niederlande. Brooklyn wurde von Holländern gegründet und war bis 1898 eine selbständige Stadt bis zur Eingliederung nach NY City. Und den holländischen Einfluss hat sich der Stadtteil beibehalten. Er ist sauber und teilweise modern – keine hohe Wolkenkratzer. Wir bekommen Hunger und kehren in eine Pizzeria Juliane – gehypt im Reiseführer. Die Empfehlung kann ich mit guten Gewissen weitergeben. Mann kann entspannt um Ufer flanieren und sich ein niederländisches Eis gönnen – z.B. einen veganen Milchshake mit der Sorte Banana Bread. Es werden aber nicht 2 Kugeln gebraucht, sondern mindestens 5 – daraus ergibt sich mehr Slush als Shake. Sehr mächtig und raffinierter Geschmack. Kostenpunkt 12 $ – in Deutschland nur 2 Kugel für 5 €. Aus der Sicht ist der Preis gerechtfertigt. Wir gehen spazieren und entdecken eine Rooftop Bar mit einem unterbauten Blick an Manhattan und Brooklyn Bridge. Leider haben wir heute nicht die Zeit dafür, aber wir kommen vielleicht zurück. Nach dem Milchshake müsste ich Zähne putzen – zuckerfrei war er nicht. Im Supermarkt kaufe ich Käse und damit ist der Zucker von den Zähnen weg.

Die Brooklyn Bridge hat den hölzernen Fußgängerweg in der Mitte der Brücke, oberhalb der 6-spurigen Straße. Die Richtung aus Brooklyn nach Manhattan ist ansprechender als umgekehrt. Man kann wunderschöne Blicke an die NY-Skyline erhaschen. Sehr angenehmer und entspannter Weg. Man sollte die Strecke in der Nach laufen um die NY Beleuchtung aufzunehmen. Bei uns ist der Himmel hell. An der anderen Seite angekommen, verzichten wir auf weitere Erkundungen und kehren zum Hotel zurück.

Unser Traum ist ein Besuch eines Musicals an Broadway. Die Eintrittskarten werden ab (!) 170 $ angeboten. Für die Glückspielsüchtigen wird ein Ticket-Lotterie angeboten: ein bestimmter Kontingent der Eintrittskarten wird für den nächsten Tag zur günstigen Preisen ausgelost: zwischen 45 und 60 $. Wenn man gezogen wird und die 2 Tickets gewinnt, muss man innerhalb einer Stunden bezahlen. Sonst verfallen sie und werden an der Abendkasse wieder teuer verkauft. Wir spielen schon zwei Tage und haben nichts gewonnen. Bis heute. Um 18 Uhr bekomme ich eine Nachricht: “Lottery results – you won! “. Ich habe sofort 90 $ für 2 Karten überwiesen. Wir können es nicht glauben, was für ein Glück wir haben. Oder ist es ein Schicksal – ich glaube nicht daran. Ich glaube mehr an die Wahrscheinlichkeit. Ein Zufallsgenerator bestimmt das Glück. Klingt komisch, aber das ist die Erklärung – ich kann die Mathe nicht austricksen – sie hat ihre Regeln und eine Zufallsverteilung – eine Kurve / Funktion. Und gerade heute liege ich in der Zufallsverteilung.
Wir sind echt happy und freuen uns auf das Musical Six. Ich werde morgen berichten.

New York – 1. Tag

22.04.2025
NY zeigt uns am ersten Tag seine nette Seite.

Wir stehen in einen sonnigen Tag auf und können kaum glauben, dass wir da sind. Wir fragen uns auch, was machen wir hier? Es ist eine Betonstadt und wir lieben eigentlich Natur. Aber es ist eine monumentale und bekannte Betonstadt und diese möchten wir nur kennenlernen und vielleicht wird sie uns am Ende gefallen – oder nicht. Ich probiere meine Gefühle und Eindrücke zu beschreiben.

Für den Tag sollte hier auf jeden Fall ein Plan gemacht werden. Das bedeutet sich ein Paar Sehenswürdigkeiten seines Geschmacks auszusuchen, die nicht weit auseinander sind. Wir haben im Voraus den Summit One Vanderbilt um 9:45 gebucht. Danach möchten wir zum Central Park laufen und Harlem besuchen. Und unterwegs sind Kirchen, 5th Avenue,, Central Station.

Wir beginnen mit der Aufsichtsplattform One Vanderbilt. Mit einer Höhe von 427 Meter ist das One Vanderbilt der höchste kommerzielle Wolkenkratzer in Midtown Manhattan und gehört zu den 30 höchsten Gebäuden der Welt. So weit die Fakten. Es ist gleich neben der Central Station und wir laufen sie durch. Wir haben noch eine halbe Stunde Zeit und entdecken direkt in der Halle ein Apple Shop. Es ist surreal direkt im Bahnhofsgebäude diese Produkte zu präsentieren und verkaufen.

Die Aufsichtsplattform bietet nicht nur spektakuläre Aussichten, sondern ist auch voll mit Spiegeln ausgekleidet – sehr effektvoll und künstlerisch beeindruckend. Der Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Die Bilder habe ich alle unter dem Text platziert.
Eine kleine Episode am Rande: eine Aufsichtsperson kommt auf Katrin zu und lobt ihr Oberteil: “es sind genau die Farben, die ich liebe”. Warum gerade sie und warum gerade Katrins Shirt und warum kommuniziert sie es – diese Fragen bleiben unbeantwortet.

Nächster Stop sind Kirchen. In der St. Patrick Kirche war gerade ein Gottesdienst und der Orgelspieler hat genau nach meinem Gusto gespielt. Jazz in der Kirche – mit so einem Fingerspitzengefühl, dass es keiner merkte. Ich möchte später den Orgelspieler kontaktieren oder von ihm etwas auf YouTube anhören.

Die Kirche St. Thomas ist schlichter und dadurch fokussiert auf die Vorderseite. Dort ist auf die große Orgel platziert. Die kleine Orgel auf der Empore. Leider spielt hier keiner.

Die beiden Kirchen sind auf der 5th Avenue. Die Straße sollte die angesagte Verkaufsstraße in NY sein, aber es entspricht nicht meiner Wahrnehmung. Die Straße ist breit, nicht ganz sauber und voll mit Autos. Ich bin wohl auf eine deutsche / europäische Fußgängerzone gewohnt.
Ein Gebäude sticht doch in die Augen: das Louis Vuitton Koffer Gebäude.

Zum Central Park ist es nur ein Katzensprung – natürlich am Park Hotel vorbei – Kevin allein in NY. Central Park ist groß. Und schön. Faszinierend, dass viel Leute in Sportklamotten rumlaufen und die Stimmung ist entsprechend entspannt. Es blühen gerade die Kirschbäume und passen hervorragend zu Katrins Outfit. Ich lasse mir die Gelegenheit nicht nehmen und laufe die berühmte 1,5 km lange Joggingstrecke um den Jaqueline Kennedy Onassis Reservoir. In den Klamotten, so wie ich bin. Herrlich – was für eine Stimmung auf der Strecke. Wenn ich hier wohnen würde, würde ich jeden Tag hier laufen. 

Danach möchte wir nach Harlem etwas essen und zu einem Jazz Club. Jazz macht heute Pause und das Essen ist hervorragend … und üppig. Wir rollen uns in die Metro und lassen uns in die Stadt fahren. 

Wir haben noch eine Attraktion vor – die Fahrt mit der Roosevelt Island Tramway. Es ist schon spät abend, aber sie fährt bis 2 nachts. Es ist ungewöhnlich in der luftigen Höhe das NY-Lichtermeer durchkreuzen. Die Wollkenkratzer sind ganz nah beleuchtet und man kann sehen, was die Leute gerade tun. Aber nur ganz kurz.

Danach sind wir nach 20 km müde und kehren ins Hotel ein. Ich schreibe noch den Blog und Katrin schläft augenblicklich ein.

Katrin allein in NY – The Plaza

Kreuzfahrt Tag 10 + 11 – Seetag + Aussschiffen in San Juan und der Flug nach New York

Aus Dominica geht es mit Volldampf nach San Juan. Und das dauert 2 Nächte und einen ganzen Tag. Den Tag verbringen wir mit Lesen und Essen und Sport und Nichtstun und Shows – z.B. mit einer Vorstellung aller Nationen am Board (53) mit Flaggen. Eine andere Show ist im Theater, wo sich die Artisten, Sänger, Tänzer und Musiker verabschieden. Sehr bewegt. Was ich beobachte, ist die unglaubliche innere Verbundenheit mit der Aufgabe, die jeder auf dem Schiff hat. Es ist unglaublich, wie diese Leute ihre Arbeit mit Freude machen. Sie lieben sie. Das habe ich selten gesehen – das Putzteam, die Köche und die Kellner, die Künstler, die Verwaltung, das Management – alle geben ihr Bestes. Beim letzten Abendessen habe ich sogar direkt vom Koch noch eine vegetarische Portion, extra für mich gekocht, bekommen. Diese totale Einbindung in diese “Dienstleistung mit Freude” war die ganze Zeit am Schiff vorhanden. Das Schiff hatte in den Jahren ab und zu eine Macke bekommen, aber die Mitarbeiter waren in dem Sinne makellos.
Die zweite Nacht ist wellig und unruhig. Zum Morgen beruhigt sich der See und die Einfahrt in den Hafen ist wieder ruhig. Wir sind um 6 Uhr Wach und beobachten die Hafeneinfahrt auf dem Kabinenfenster.

Das Ausschiffen ist gut organisiert und problemlos. Unser Transport vom Hafen zum Flughafen ist pünktlich da. Ich sitze auf der Fahrt vorne und erzähle mit dem Fahrer – übers Laben und so. Und dann erzählt er mir eine unglaubliche Geschichte: sein Vater hat 22 Kinder mit 17 Frauen. Es sind 22 Jungs. Er ist die Nummer 5. Seine Mutter hat mit dem Vater nur ihn gehabt – jetzt hat er noch 2 Geschwister, die seine Mutter mit einem anderen Mann hat. Mit seinem Vater ist er aber fast täglich im Kontakt. Interessant ist, dass er zum Thema “der Beruf von meinem Vater” nur so viel weiß, dass er ein Geschäftsmann ist. Mit was er handelt, das weiß er nicht. Und der Vater hat diese Frage nie beantwortet. Echt spannend – weil sein Vater 7 Sprachen spricht: spanisch, russisch, englisch, mandarin, arabisch, französisch, deutsch. Wie geht es? Er hat in dem Land länger gewohnt und dort die Sprache gelernt. Letzte Zeit betreib sein Vater Geschäfte aus Schweden. Ob er danach auch schwedisch kann?

Unsere Maschine nach Atlanta fliegt sehr pünktlich ab und wir sind dann in NY sogar 40 Minuten früher. Wir fahren mit den Öffentlichen in die Stadt zum Hotel. Im Hotel eingecheckt (12 Stock), gehen wir gleich eine Kleinigkeit essen. Katrin und ich gehen danach noch eine Runde spazieren. Unterwegs finden wir eine öffentliche Wäscherei und wissen, was wir vor dem Wochenende noch machen werden.

Morgen werde ich im Blog die Tage in NY wieder ab 1 zählen.

Kreuzfahrt Tag 9 – Dominica

Dominica wird nicht so oft von Kreuzfahrtschiffen angesteuert. Wir machen eine Ausnahme, weil unsere Reise einen Tag länger dauert – 8 Tage. Wir möchten diesmal unsere Kirchengemeinde besuchen und ein lokales Gottesdienst erleben und den botanischen Garten sehen. Zu der Kirchen sind es nur 12 Minuten zu Fuß, laut Navigation. Als wir die Landungsbrücke verlassen, sind die Taxifahrer mit ihren Rundfahrt-Angeboten unkultiviert aufdringlich. Zum Glück möchten wir keine Rundfahrt machen. Beim Weiterlaufen entsteht bei uns der Eindruck der Unsicherheit – etwas stimmt in diesem Land nicht. Auf der Straßen liegt Schmutz, die Häuser sind renovierungsbedürftig (Bruchbuden) und die Einheimischen wecken kein Vertrauen in uns. Ob es mit ihrer Bekleidung, den Blicken, wie sie uns anschauen oder rücksichtslosem Fahrstil zusammenhängt, kann ich abschießend nicht sagen. Fakt ist, dass in der Hauptstadt Roseao kaum Bürgersteige sind und die 12 Minuten für den Weg zur Kirsche utopisch sind. Sich durch die Autoschlangen durchzuschlingen ist anstrengen. Wir sind froh, dass wir einen Fußgängerweg am Fluß entlang finden. Der Gemeindesaal macht einen ordentlichen Eindruck und die Leute sind freundlich zu uns. Die Kirche unterhält auch eine Grundschule und ist dadurch auch unter der Woche ausgelastet. Heute sind nur weniger Leute das, weil die Jüngeren bei einer Veranstaltung in einer anderen Stadt sind. Also es läuft alles auf Sparflamme. Und es gibt keine Musik, auf die ich mich gefreut habe – nur Gesang. Leider bleibt das Schlagzeug in der Ecke stumm. Ich hätte mir gern die Kirchenlieder mit karibischen Rhythmen angehört. Im Bibel Gespräch sind sie sich einig, dass man eine Sünde vergeben soll, aber uneinig, wie man sie vergessen soll. Ob es geht? Also typisch offene Fragestellungen.  Die Predigt fand ich gut – halte dein Haus gut organisiert und in Ordnung, egal wer gerade an der Macht ist oder die Zukunft aussieht – zu den lokalen Verhältnissen ein passendes Thema. In dem Gebet wünschen sie uns den Schutz auf unserer Reise und guten Nachhauseweg. Ich finde es schln dass sie an uns denken. Nach dem Gottesdienst wechseln wir mit den Leuten ein paar warme Worte und nehmen Grüße an die Kirchengemeinde in Deutschland mit.

Der botanischer Garten ist mehr ein Garten oder ein Park, als botanisch. Ja – es sind Pflanzen da, aber es ergibt für mich keinen Sinn, diesen Teil der Stadt als botanischen Garten zu nennen. Es ist eine ganz normale, ungepflegte Parkanlage. Der angedrehte Friedhof ein paar Schritte weiter macht den Eindruck nicht besser. Verfallene Gräber weit und breit. Einfach nicht schön. Wir nähern uns unserem Schiff und sind froh, dass wir wieder in der „Zivilisation“ näher sind. Wir werden diese Insel mit gemischten Gefühlen in Erinnerung behalten.

Weil wir früher zurück sind als geplant , schaffen wir es zum Mittagessen. Wir telefonieren gute 1,5 Stunden mit unseren Kinder um uns gegenseitig auf dem neusten Stand zu halten. Das üppige Mittagessen rächt sich allerdings am Abendessen und wir fallen übermüdet und mit vollem Bauch um 22 Uhr ins Bett.

Kreuzfahrt Tag 8 – Barbados

Als die europäische Schiff zum Barbados zum ersten Mal kamen, fanden sie die Insel unbewohnt  – also gestaltete sich die Landeinnahme problemlos. Warum wird hier aber links gefahren?

Wir setzen uns nach dem Frühstück in ein Taxi und erkunden mit unseren Freunden die sagenhafte Insel. Die Synchronisation der Wünsche für eine dreistündige Tour gestaltet sich aufgrund der unterschiedlichen Schwerpunkte schwierig. Zuerst landen wir bei einem vergessenen Betonlöwe irgendwo im Nirgendwo – mit schöner Aussicht.  

Danach sehen wir unterwegs einen tropischen Garten. Die Abstimmung ergibt nur 30 Minuten für den Besuch. Schade. Ich knipse viele Bilder und komme verspätet zum Taxi – unter der durchsichtigen Standardausrede der Blasenschwäche.  

Es geht weiter zu einem Strandspot bekannt aus der Serie Outerbanks. Nur für Bilder braucht die Jugend knapp 45 Minuten. Es sind tatsächlich schöne Ausblicke hier. Gleich gegenüber ist eine Kirche mit offenen Fenstern und einem Karfreitagprogramm im vollen Gange. Der Gesang klingt ungewöhnlich für meine mitteleuropäischen halbtauben Ohren. Vielleicht mischt sich dabei der gefühlte Schmerz der damaligen Kreuzigung mit der harmonischen Empfindung der gegenwärtigen dunkelhäutigen Bevölkerung zusammen. Für mich ist es nichts und ich flüchte aus der Kirche. Leider kann die Fragezeichen in den Augen des Pfarrers nicht beantworten. 

Der nächste Stop ist eine, im Reiseführer gelobte, Kirche. Nach Google Maps Dauer den Weg 13 Minuten mit dem Auto. Die Straße ist aber in einem so schlechten Zustand, dass wir 23 Minuten brauchen. Und die Zeit läuft gegen uns. Die Kirche ist voll mit andächtigen Zuhörern und einem ehe zurückhaltenden Pfarrer.  Wir wollen nicht stören und fahre zügig weiter um an das Carlisle Beach zu gelangen – unseren letzten Stop. Blaues Meer , richtig karibisch blau , touristisch vollständig erschlossen, die Schildkröten und Fische sind schon längst dem Lärm der Jetskis gewichen. 

Zurück in Bridgetown (die Haupstadt)  boarden wir aufs Schiff.  

Wir haben zwei Aktionen vor. 

Zuerst möchten wir ein Seder Mahl besuchen – nach damaligen jüdischen Ritus das Abendmahl. Wir übersehen im Programm, dass diese Aktion selbstführend ist. Das bedeutet übersetzt – dass die Zutaten bereitgestellt sind , aber die Durchführung obliegt den Teilnehmern. Wie sind noch mit 3 älteren Damen (zufälligerweise zugehörig der gleichen Kirche , wie wir) zusammen und feiern, so wie wir uns es vorstellen. Lustig. Nach 15 Minuten machen wir Schluss und verabreden wir uns zum Besuch der Kirche auf der nächsten Insel.  

Die zweite Sachen , die wir vor haben ist mein Geburtstagsessen. Katrin hat ein japanisches Restaurant gebucht.  Wir genießen das üppige und hochwertige Essen mit allen fernöstlichen Raffinessen und sind am Ende „übersatt“. Eine kleine Überraschung gab’s doch noch: weil ich mich nicht zwischen zwei Nachtischen entschieden konnte, bekomme ich beide. Sie waren so gut (Mochi und Grüntee Eis), dass wir überlegen, das wir am letzten Tag zum Nachtischessen hingehen.

Kreuzfahrt Tag 7 – St. Kitts

Um 6 Uhr Morgens parkt das Schiff ein. Die Prozedur des Einparkens dauert eine halbe Stunde und der Lärm und die Vibrationen dabei haben jeden auf dem Schiff geweckt. Jeden. Man kann sich es so vorstellen: ein Flugzeug steht auf der Startbahn mit voll aufgedrehten Turbinen und es bebt, aber steht immer nur auf einem Fleck – keine Bewegung – nur Krach und Vibrationen. Ich habe keine Ahnung, was sich die Kapitänsbrücke gedacht hat. Das Einparken ist heute eine Tortur.

Weil Morgen Geburtstag habe, möchte ich Morgen auf Barbados gern eine Zipline fahren. Fährt man eine Zipline, oder gleitet ? Leider ist dort alles ausgebucht. Auch heute auf St. Kitts ist die Zipline, laut Internet, ausgebucht. Wir nehmen Taxi und fahren hin. Vielleicht gibt es ein freier Slot für uns. Wir denke: zwei Personen müssen doch immer unterkommen. Das Wunschdenken und die Zuversicht wurden belohnt. Obwohl die Betreiber tatsächlich volle Kleinbusse erwarten und diese kommen auch kurz danach, bekommen wir doch um 11 Uhr ein Zeitfenster zugewiesen. Wir freuen uns riesig. Was für ein Abendteuer. Der Taxifahrer ist auch bereit uns später abzuholen. Passt auch. Wir haben eine gute Stunde Zeit die Gegend zu erkunden:  den Regenwald, die alte Zuckerrohrfabrik und die Ständer der lokalen Händler. Und weil wir weit und breit die einzigen Touristen sind, werde wir gleich angesprochen. Aber auf eine ganz nette Weise. Deswegen bleiben wir stehen und ich frage nach dem Zwecke einer Maschine, welche dort auf dem Tisch sehe. Es ist eine Zuckerrohrsaftpressmaschiene. Wir möchten den Saft ausprobieren – am Ende ist es eine braune Flüssigkeit, die rauskommt. Ein Zuckerrohrwasser. Mit ein bisschen Eis schmeckt es hervorragen. Es ist zum ersten Mal im Leben, dass wir dieses Getränk trinken. Die Zubereitung ist einfach, aber anstrengend – Zuckerrohr schälen (früher hatten sie es nur mit einem Messer gemacht, erfahren wir), dann waschen und pressen. Eine Sklavenarbeit. Und so war sie auch – früher.

Früher bedeutet in der Kolonialzeit. Diese Zeit habe maßgeblich die Engländer bestimmt. Zuerst haben Franzosen und Engländer gemeinsam gegen die Einheimischen gekämpft. Als die einheimischen Ureinwohner beim „bloody Point“ niedergemezelt wurden, haben sich die Franzosen und Engländer gegenseitig bekriegt. Jetzt fahre sie hier alle links.

Die Insel ist unabhängig – seit 1983. Auf der Insel wird keine Steuer erhoben, die medizinische Versorgung ist von 18 bis 62 zahlungspflichtig. Die restlichen Zeiten sind kostenfrei. Es gibt hier zwei Unis – Veterinarische- und Human-Medizin. Das Studium ist bei den Amerikaner und Kanadier sehr beliebt. Kein Wunder – Studium in Paradies.

Unsere Wartezeit auf die Zipline ist um und wir dürfen uns in die tiefen der Urwaldschluchten stürzen. Was für ein atemberaubendes Gefühl. Einfach nur genial in der Luft zu schweben – „wie ein Vogel, der frei ohne Schranken, fliegt ….“ so fühle ich mich (der Text ist aus einem alten Lied von mir). Es gibt 4 Ziplines: die Längste ist 1,2 km lang, die Schnellste 72 km/h. Wir genießen das Abenteuer.

Danach kommt der Taxi und fährt uns zum Schiff – heute müssen wir 2 Stunden früher ablegen – der Weg nach Barbados ist weit. Ich laufe aus dem Schiff noch schnell zurück in eine Bar mit Internet um den Blog zu posten. Übrigens kostet hier ein Getränk (ohne Alkohol) 2 $. Leider ist die Qualität des Internet auch billig. Ich schaffe nur einen Tag zu posten und schnell zum Schiff um die Einstigszeit zu halten. Bei mir klappt es problemlos. Ich stehe dann auf dem Deck und möchte beobachten, wie das Schiff ablegt und die Ein-/Ausstiegsbrücke reingezogen wird. Es ist 10 Minuten nach der Abfahrtzeit und die Brücke ist immer noch da. Ich erfahren, dass noch 2 Leute fehlen. Der erste Offizier kommt vorbei und beobachtet die Ratlosigkeit seiner Mitarbeiter – was passiert jetzt, frage ich. Er erzählt mir, dass sie letzte Woche tatsächlich welche nicht mitgenommen haben , weil sie zur Abfahrtzeit nicht einschienen sind. Es sind schon 15 Minuten nach der Abfahrtzeit und keiner kommt. Die Brücke wird schon langsam reingezogen, als ich in der Ferne zwei rennende Personen sehen. Ich rufe es dem Offizier zu – er über den Funk den Leuten unten und schon läuft eine Frau den Nachkömmlingen entgegen und beruhigt sie, dass sie doch mitgenommen werden und nicht laufen müssen. Ich finde es nett. Kein Stress verbrieten – sondern beruhigen. Sehr schön. Mit 20 Minuten Verspätung verlassen wir den Hafen. Auf unserem Schiffskonto werde 14,95 $ Anlegergebühren gutgeschrieben, dass wir den Hafen 2 Stunden früher verlassen haben – eine nette Geste der Rederei.

Beim Abendessen kommt der verantwortungstragende Manager zum Tisch und fragt, wie wir mit dem Essen zufrieden sind. Alle nicken und vergeben 10 Punkte. Katrin und ich nicken auch, vergeben aber 8 Punkte. Und warum “nur” 8 Punkte? Was können sie verbessern? Wir haben zwei Punkte, welchen er sich brav aufschreibet:

  1. zu wenig vegetarische Gerichte
  2. die vegetarische Gerichte sind nicht gekenzeichnet – nur ein veganes Essen hat ein “V”

Der Manager kommt in 15 Minuten zurück und hat eine Lösung für uns. Wir dürfen jedes vegetarisches Essen aussuchen, die sie auf dem Schiff gekocht haben oder kochen werden, auf die zukünftige Tage einplanen. Dafür bekommen wir alle Speisepläne und dürfen uns kreativ betätigen. Dazu sage ich Flexibilität und Lösungsorientierung. Wie sind begeistert. Es lohnt sich manchmal zu nicken und nur 8 Punkte zu vergeben.

Den Abend verbringen wir wieder mit unserem netten Klavierspieler in der Schooner Bar.