17.04.2025
Um 6 Uhr Morgens parkt das Schiff ein. Die Prozedur des Einparkens dauert eine halbe Stunde und der Lärm und die Vibrationen dabei haben jeden auf dem Schiff geweckt. Jeden. Man kann sich es so vorstellen: ein Flugzeug steht auf der Startbahn mit voll aufgedrehten Turbinen und es bebt, aber steht immer nur auf einem Fleck – keine Bewegung – nur Krach und Vibrationen. Ich habe keine Ahnung, was sich die Kapitänsbrücke gedacht hat. Das Einparken ist heute eine Tortur.
Weil Morgen Geburtstag habe, möchte ich Morgen auf Barbados gern eine Zipline fahren. Fährt man eine Zipline, oder gleitet ? Leider ist dort alles ausgebucht. Auch heute auf St. Kitts ist die Zipline, laut Internet, ausgebucht. Wir nehmen Taxi und fahren hin. Vielleicht gibt es ein freier Slot für uns. Wir denke: zwei Personen müssen doch immer unterkommen. Das Wunschdenken und die Zuversicht wurden belohnt. Obwohl die Betreiber tatsächlich volle Kleinbusse erwarten und diese kommen auch kurz danach, bekommen wir doch um 11 Uhr ein Zeitfenster zugewiesen. Wir freuen uns riesig. Was für ein Abendteuer. Der Taxifahrer ist auch bereit uns später abzuholen. Passt auch. Wir haben eine gute Stunde Zeit die Gegend zu erkunden: den Regenwald, die alte Zuckerrohrfabrik und die Ständer der lokalen Händler. Und weil wir weit und breit die einzigen Touristen sind, werde wir gleich angesprochen. Aber auf eine ganz nette Weise. Deswegen bleiben wir stehen und ich frage nach dem Zwecke einer Maschine, welche dort auf dem Tisch sehe. Es ist eine Zuckerrohrsaftpressmaschiene. Wir möchten den Saft ausprobieren – am Ende ist es eine braune Flüssigkeit, die rauskommt. Ein Zuckerrohrwasser. Mit ein bisschen Eis schmeckt es hervorragen. Es ist zum ersten Mal im Leben, dass wir dieses Getränk trinken. Die Zubereitung ist einfach, aber anstrengend – Zuckerrohr schälen (früher hatten sie es nur mit einem Messer gemacht, erfahren wir), dann waschen und pressen. Eine Sklavenarbeit. Und so war sie auch – früher.
Früher bedeutet in der Kolonialzeit. Diese Zeit habe maßgeblich die Engländer bestimmt. Zuerst haben Franzosen und Engländer gemeinsam gegen die Einheimischen gekämpft. Als die einheimischen Ureinwohner beim „bloody Point“ niedergemezelt wurden, haben sich die Franzosen und Engländer gegenseitig bekriegt. Jetzt fahre sie hier alle links.
Die Insel ist unabhängig – seit 1983. Auf der Insel wird keine Steuer erhoben, die medizinische Versorgung ist von 18 bis 62 zahlungspflichtig. Die restlichen Zeiten sind kostenfrei. Es gibt hier zwei Unis – Veterinarische- und Human-Medizin. Das Studium ist bei den Amerikaner und Kanadier sehr beliebt. Kein Wunder – Studium in Paradies.
Unsere Wartezeit auf die Zipline ist um und wir dürfen uns in die tiefen der Urwaldschluchten stürzen. Was für ein atemberaubendes Gefühl. Einfach nur genial in der Luft zu schweben – „wie ein Vogel, der frei ohne Schranken, fliegt ….“ so fühle ich mich (der Text ist aus einem alten Lied von mir). Es gibt 4 Ziplines: die Längste ist 1,2 km lang, die Schnellste 72 km/h. Wir genießen das Abenteuer.
Danach kommt der Taxi und fährt uns zum Schiff – heute müssen wir 2 Stunden früher ablegen – der Weg nach Barbados ist weit. Ich laufe aus dem Schiff noch schnell zurück in eine Bar mit Internet um den Blog zu posten. Übrigens kostet hier ein Getränk (ohne Alkohol) 2 $. Leider ist die Qualität des Internet auch billig. Ich schaffe nur einen Tag zu posten und schnell zum Schiff um die Einstigszeit zu halten. Bei mir klappt es problemlos. Ich stehe dann auf dem Deck und möchte beobachten, wie das Schiff ablegt und die Ein-/Ausstiegsbrücke reingezogen wird. Es ist 10 Minuten nach der Abfahrtzeit und die Brücke ist immer noch da. Ich erfahren, dass noch 2 Leute fehlen. Der erste Offizier kommt vorbei und beobachtet die Ratlosigkeit seiner Mitarbeiter – was passiert jetzt, frage ich. Er erzählt mir, dass sie letzte Woche tatsächlich welche nicht mitgenommen haben , weil sie zur Abfahrtzeit nicht einschienen sind. Es sind schon 15 Minuten nach der Abfahrtzeit und keiner kommt. Die Brücke wird schon langsam reingezogen, als ich in der Ferne zwei rennende Personen sehen. Ich rufe es dem Offizier zu – er über den Funk den Leuten unten und schon läuft eine Frau den Nachkömmlingen entgegen und beruhigt sie, dass sie doch mitgenommen werden und nicht laufen müssen. Ich finde es nett. Kein Stress verbrieten – sondern beruhigen. Sehr schön. Mit 20 Minuten Verspätung verlassen wir den Hafen. Auf unserem Schiffskonto werde 14,95 $ Anlegergebühren gutgeschrieben, dass wir den Hafen 2 Stunden früher verlassen haben – eine nette Geste der Rederei.
Beim Abendessen kommt der verantwortungstragende Manager zum Tisch und fragt, wie wir mit dem Essen zufrieden sind. Alle nicken und vergeben 10 Punkte. Katrin und ich nicken auch, vergeben aber 8 Punkte. Und warum “nur” 8 Punkte? Was können sie verbessern? Wir haben zwei Punkte, welchen er sich brav aufschreibet:
- zu wenig vegetarische Gerichte
- die vegetarische Gerichte sind nicht gekenzeichnet – nur ein veganes Essen hat ein “V”
Der Manager kommt in 15 Minuten zurück und hat eine Lösung für uns. Wir dürfen jedes vegetarisches Essen aussuchen, die sie auf dem Schiff gekocht haben oder kochen werden, auf die zukünftige Tage einplanen. Dafür bekommen wir alle Speisepläne und dürfen uns kreativ betätigen. Dazu sage ich Flexibilität und Lösungsorientierung. Wie sind begeistert. Es lohnt sich manchmal zu nicken und nur 8 Punkte zu vergeben.
Den Abend verbringen wir wieder mit unserem netten Klavierspieler in der Schooner Bar.
ungewöhnliche Wurzeln Zuckerrohrfabrik nach dem Schälen wird Zuckerrohr wird gewaschen und ausgepresst und nochmal ausgepresst wir bekommen ein Slot Zipline – letzter Abschnitt die Vorbereitung zum Tarsan Film mit Jane zwischen Rotkäppchen und Jane vollausgerüstet für den Urwald happy Tarzan im Anflug 1 im Anflug 2