Guten Morgen – wir sind aufgeregt – heute laufen wir 16 km nach Santiago de Compostela – das Ziel aller Pilger.
Aber zuerst erwartet uns ein gemütliches Frühstück in der Herberge inkl. das Teekochen in der Mikrowelle.
Wir machen uns kurz nach 8 Uhr auf den Weg. Heute laufe ich nicht nur ohne Stock, sondern auch ohne Initialschmerztablette. Ein Experiment mit Folgen: meine Laune sinkt auf den Tiefpunkt. Auch weil die Umgebung am Anfang nicht so schön ist, die wir laufen. Aber als mein Auge die Pilgertoilette sieht, hebt sie sich. Als wir am Maisfeld ankommen, in dem eine lebensechte Vogelscheuche ihre Dienste anbietet, frage ich mich, warum ich schlechte Laune habe. Hat schon jemand gesehen, dass Vögel ein Maisfeld bedrohen?
Die wunderschöne Natur im weiteren Verlauf belohnt uns für den Industriellen Anfang. Und da kommen wir schon auf den Kilometer 9,9 ?
Weiterhin begleitet uns die Gruppe von 80 pilgernden Jugendlichen. Sie werden an Schlüsselpunkten mit Essen versorgt. An diesem Punkt befinden wir uns mitten in der Gruppe. Und was passiert? Wir werden mit Orangen mitversorgt. Das gerade von einer Lehrerin, von der ich das nie erwartet hätten – ich dachte, dass sie die ganze Zeit ohne Gefühl pilgert. Ich habe mich in meiner Einschätzung total getäuscht. Das ist eine Lehre, die ich mit nach Hause nehme: Keine Vorurteile bilden.
Als wir schon in einen Vorort von Santiago kommen, setzen wir uns auf eine einladende Bank. Es duftet nach herrlichen Backwaren. Die Bäckerei ist nicht weit. Nach 4 Tagen esse ich ein Vollkornbrot. Eine Wonne. Dabei ist mir aufgefallen, dass unsere Schneidemaschinen beim Bäcker viel weiter entwickelt sind als in Spanien. Und ja, McDonalds gibts hier auch – leider ohne veganen Burger.
Wir sind am Ziel unserer Reise angekommen. Die Kathedrale. Wir freuen uns sehr, dass wir in 4 Tagen 75km gelaufen sind.
Wir würden die Reise jederzeit wieder machen und die Strapazen auf uns nehmen.
Übrigens hat sich mein Engel per Email zurückgemeldet. Enrique lebt in Madrid und wir sind eingeladen, ihn zu besuchen. Ich werde seine Dienste, letzte Woche bei dem Unfall, nie vergessen. Auch danach hat er an mich gedacht und war besorgt, wie er schrieb. Deswegen auch ein Bild von ihm.
Heute Abend gehen wir mit Freunden, die wir unterwegs kennengelernt haben, in ein veganes Restaurant. Jetzt warten wir noch auf den Trockner, um uns frisch anzuziehen.