Tag # 2

Es war eine kurze Nacht. Leider muss ich den Pilgerweg abbrechen und einen Plan B verfolgen – zum Meer fahren und sich dort erholen. Klingt gut, oder?

Ich habe zum ersten Mal im Leben die Ambulanz von innen gesehen.

Liege ist leer. Der Transport war im sitzen.

Kurz vor Mitternacht bekomme ich starke Krämpfe in Beinen. Nichts Neues – diese bekomme ich ab und zu auch zu Hause. Ich hatte sie aber diesmal so panisch und unglücklich stillen wollen, dass ich mich dabei am Fußbett ungeschickt verletze. Die tiefe Wunde muss genäht werden.

Der Besuch im monolingualen Krankenhaus in Sarria erinnert mich an den Turm zu Babel. Die Kommunikation läuft über den Google Translator. Aber sie sind Meister in ihrem Fach.

Gestern habe ich berichtet, dass noch eine dritte Person mit uns im Schlafsaal übernachtet und dass sie erst später nach uns kam. Es war ein native speaker Engel. Er ruft die Ambulanz an und sagt ihr, wo sie uns im Nirgendwo finden, spricht mit den Sanitätern und organisiert den Transport. Ich habe mir von ihm seine Mail Adresse geben lassen. Ob in der heutigen Zeit Engel einen Mailserver haben? Ab heute bin ich davon überzeugt.

Die Sanitäter haben uns zur nächsten Herberge in Sarria gebracht. Dort gibt es zwar keine ? ? frei, dafür aber unbequeme aber gepolsterte Stühle um die Ecke. Das sind für die Restnacht unsere Schlafgelegenheiten.

Jetzt fahren wir mit dem Zug zum Meer. Katrin fragt mich, ob ich es so geplant habe.

In A Coruña angekommen läuft Katrin schon zielstrebig zum, im Zug, ausgesuchten Hotel. Hier brauche ich mir keine Sorgen zu machen, mein persönliches Reisebüro habe ich immer dabei. Und sie macht es nicht nur für uns sehr gern. Eigentlich wollte sie ursprünglich Reiseverkehrskauffrau werden.

Pilgern anders.

Ich humple die meiste Zeit vor ihr und gebe das Tempo vor. Sie sorgt sich sehr um mich. Es stimmt – viel laufen sollte ich nicht – erst vor 11 Stunden wurde mein Fußbett zusammengeflickt. Ich schone mich, aber der Kopf will anders.

Im Hotel angekommen, gibt es nur ein einziges Zimmer verfügbar – leider um eine Kategorie höher angesiedelt als auf dem Bookingportal. Über den Google Translator gibt uns mittlerweile die Chefin zu wissen, dass sie uns mit dem Preis für heute nicht entgegenkommen kann. Katrin zeigt ihr Verhandlungsgeschick. Ich liebe sie in der Aktion zu sehen. Am Ende kostet es für 3 Nächte so viel, wie ursprünglich für 2 verlangt.

Die Frage an meine Kinder beim Mittagstisch wäre: wie viel % haben wir gespart? ?? Die Antwort wäre: Ach Papa, lass uns übers Wochenende mit der Mathe in Ruhe.

Jetzt beginnt der richtige Ruhetag.

Zumindest die Hände ins Wasser tun.
Leider kam eine Welle und es waren
auch die Füße naß.

Die Wunde darf auf keinen Fall mit Wasser in die Berührung kommen. Das hat der Arzt gesagt.


Live Vorführung extra für die Fotografin.

Selbstgemachte Nudel schmecken am Besten.